70 Jahre THW OV Weiden und 40 Jahre THW-Jugend Weiden

Weiden. Mit einem Jubiläums-Preisschafkopf, einem Gedenkgottesdienst sowie einem Festakt mit anschließendem „Tag der offenen Tür“ hat der THW-Ortsverband Weiden vom 21. bis 23. April 2023 sein Doppeljubiläum gefeiert. Seit 70 Jahren gibt es den Ortsverband für die Stadt Weiden sowie den Landkreis Neustadt an der Waldnaab und seit 40 Jahren werden auch Kinder und Jugendliche spielerisch an die Aufgaben des THW herangeführt.

Gottesdienst für verstorbene Gründungs- und Ehrenmitglieder

Nach einem Jubiläums-Preisschafkopf der Vereinigung der Helfer und Förderer des THW Weiden e. V. am Freitagabend mit zahlreichen Kartenspielern stand am Samstagabend ein Gedenkgottesdienst in der THW-Fahrzeughalle auf dem Programm. Pfarrer Thomas Jeschnner verlegte kurzerhand die Vorabendmesse aus der Kirche St. Elisabeth in die Räumlichkeiten des THW, welche mit Aktiven, Ehemaligen, Förderern und einigen Besuchern gut gefüllt war. Die Messe galt vor allem den verstorbenen (Gründungs- )Mitgliedern des Ortsverbandes und ganz speziell den während der Pandemie verstorbenen Ehrenhelfern Herbert Bäumler und Hermann Riedl. Ferner betonte Pfarrer Jeschner die Bedeutung der Schutzpatronin des Technischen Hilfswerks – der heiligen Barbara. 

Festakt und Tag der offenen Tür

Nach dem offiziellen Teil rundete ein Tag der offenen Tür für die gesamte Bevölkerung das Jubiläumswochenende ab. Frischer Schweinebraten, Makrelen und Grillspezialitäten sorgten mit ihrem Duft dafür, dass rund 2.000 Besucher den Weg in die Mooslohstraße 95a gefunden hatten. Ein stündliches Programm mit Vorführungen sorgte für Spannung bei Groß und Klein. Ob die „Sprengung“ eines Baumstamms mittels Hebekissen, der Rettung einer Person mittels Plasmaschneider oder die Vorführung eines Leiterhebels durch die THWJugend – es gab viel zum Staunen. Für die Kinder gab es ein THW-Quiz mit wertvollen Sachpreisen, einen Mega-Sandkasten, eine Popcorn-Maschine und eine ButtonDruckmaschine. 

Das Bild des THW

Das Bild des Technischen Hilfswerks hat sich in den vergangen 70 Jahren stark verändert. Im Auftrag des Bundesinnenministeriums gründete Architekt Franz Mühlbauer 1953 mit den ersten 60 THW-Männern den Ortsverband Weiden. Man übte damals noch mit Holz, Seilen und Spaten. „Es war der Geist der Nachkriegsgeneration, welcher für Wiederaufbau und Zusammenhalt stand“, erzählte der amtierende Ortsbeauftragte Andreas Duschner anlässlich des Festakts zum 70-jährigen Bestehen. „Man benötigte eine bundesweit tätige Zivilschutzorganisation, die in der Lage war, Menschen aus Trümmern zu retten und die Infrastruktur wieder instand zu setzen.“

Zwei Jahre nach der Gründung zählte der Ortsverband bereits 100 Männer – Frauen wurden erst viel später für einen Dienst im THW zugelassen. Erst ab den 1960er Jahren wurden erste Spezialfahrzeuge wie ein fahrbarer Kompressor und ein Hanomag-Lkw ausgeliefert. Die politische Entwicklung und der Kalte Krieg hätten eine Neubewertung der Sicherheitslage verlangt, sagte Duschner. Bis heute unvergessen: zwei historische Auslandseinsätze. 1969 beim Wiederaufbau eines Kinderkrankenhauses nach einem Erdbeben im jugoslawischen Banja Luka und 1980 im südlichen Italien nach einem Erdbeben. Auch bei Olympia 1972 waren einige Einsatzkräfte aus Weiden mit eingebunden.

Neue Unterkunft nach 30 Jahren und Gründung der Jugendgruppe

Nach rund 30 Jahren sei mit dem Bau der neuen Unterkunft in der Mooslohstraße begonnen worden, blickte der Ortsbeauftragte zurück. Noch heute ist der Standort nach mehreren Modernisierungsmaßnahmen an der gleichen Stelle zu finden, auch wenn die Platzverhältnisse heute bei Weitem nicht mehr ausreichen. Ohne das Übungsgelände in Frauenricht-Spitalöd wäre es nicht möglich, alle Fahrzeuge und Anhänger unterzubringen oder den Ausbildungsbetrieb sicherzustellen. 1983 sei auch die Jugendgruppe aus der Taufe gehoben worden, weshalb das THW langsam auch für Frauen und Mädchen interessanter geworden sei, „vom Zeltlager, über soziale Projekte bis hin zu Großübungen mit den Jugendfeuerwehren“ wird für die heute 25-köpfige Jugendgruppe alles geboten. Ortsjugendbeauftragter Lukas Dellinger und sein Team sind heute für die jüngste Generation verantwortlich und sorgen dafür, dass der Spirit von „spielend helfen lernen“ auch die nächsten Jahrzehnte erfolgreich weitergeführt wird. 

Das THW im Wandel

Nach der Wiedervereinigung habe sich allerdings das Bewusstsein für kriegerische Gefahren gewandelt. „Wir fühlten uns nur noch von Freunden umgeben.“ Für manchen Bundespolitiker sei der Zivilschutz überflüssig geworden, so Duschner. Auch das THW wurde infrage gestellt und konnte nur durch gemeinsame Anstrengungen erhalten und reformiert werden.

1994 das erste Neukonzept: „Aus der bisherigen eher reinen Zivilschutzorganisation wurde eine moderne Einsatz- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes.“ Das System „Technische Züge“ mit zwölf Fachgruppen (Inland) und nunmehr zwei Fachzügen sei geboren und später um drei Auslandsfachgruppen ergänzt worden. Die Reform traf die Weidener sowohl negativ als auch positiv: Die Vorgängereinheiten der Fachgruppen Sprengen und Brückenbau fielen weg. Dafür wurde die Fachgruppe Räumen in den 90er Jahren und jüngst auch die Fachgruppe Notversorgung/Notinstandsetzung neu etabliert und aufgebaut. Während der Behelfsbrückenbau über Jahrzehnte hinweg sehr professionell und auch überregional betrieben wurde, zählt heute die Fachgruppe Räumen zum „Einsatzbringer“ bei Schadenslagen im gesamten Bundesgebiet. Auch in Tschechien war der Ortsverband nach dem Oderhochwasser im Jahr 1997 eingesetzt. Bei der Elbeflut 2002 zählten vor allem Flöha und Schönebeck zu den Einsatzschwerpunkten, welche bis heute unvergessen bleiben.

Auch die Einsatzaufgaben unterliegen einem ständigen Wandel: Waren in den 2000er Jahren vor allem viele Lkw-Unfälle auf der Autobahn A93 aufgrund eines inzwischen entschärften Unfall-Schwerpunktes, hat sich das Aufgabenfeld seit den 2010er Jahren verstärkt zu Unwetterlagen und Brandeinsätzen hin entwickelt. Die Einführung der Integrierten Leitstelle Nordoberpfalz (ILS) ab 2011 und das damit eingeführte FachberaterSystem hat letztendlich zu einer intensiveren Zusammenarbeit mit den Feuerwehren, dem Bayerischen Roten Kreuz und der Polizei geführt. Dass das über viele Jahre einsatzstärkste Jahr 2013 aufgrund der Jahrhundertflut an Donau und Elbe durch die Jahre 2019, 2020 und 2021 abgelöst wird, hätte niemand so richtig für möglich gehalten. Waren es 2019 die Schneekatastrophe in den bayerischen Gebirgsregionen und eine durch kriminelle Brandstifter verursachte beispiellose Brandserie von landwirtschaftlichen Anwesen, so rollte bald darauf eine bislang nur in Übungsdrehbüchern existierende Pandemie einmal um den Globus. Ein im Katastrophenschutzzentrum Neuhaus im Jahr 2020 über mehrere Wochen im Schichtdienst arbeitender ÖEL-Stab habe laut Duschner nur funktioniert, weil sich jede Organisation mit ihren versierten Kenntnissen zur Stabsarbeit intensiv eingebracht habe. Die Nordoberpfalz gehörte über Wochen hinweg zu einer der Hotspotregionen in der Bundesrepublik und stand daher auch im Fokus der Katastrophenschutzbehörden – 7.000 Einsatzstunden und 10.555 zurückgelegte Kilometer machten dies im Ortsverband deutlich. Eine einsatzmäßige Verschnaufpause gab es auch in den Monaten danach nicht. Im Gegenteil: Der mehrwöchige Einsatz mit verschiedenen Schichten von 21 Einsatzkräften im Ahrtal mit Einsatzschwerpunkt in Mayschoß verlangte der Fachgruppe Räumen sowie dem Zugtrupp wieder alles ab.

Lob für Chorgeist

Landtagsabgeordneter Stephan Oetzinger unterstrich die Bedeutung des Zivilschutzes und des THW’s sowie der guten Ausrüstung. Schirmherr und Oberbürgermeister Jens Meyer betonte die beispiellose Zusammenarbeit aller Blaulichtorganisationen mit dem THW als wichtiges Glied. „Wir haben eine Rettungskette, auf die Verlass ist.“ Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht lobte den Chorgeist innerhalb der Organisation und hob die kompetenten Ansprechpartner im Ortsverband hervor, welche nicht nur Forderungen stellten, sondern immer auch konkreten Lösungsvorschläge in Peto hätten. Für die Feuerwehren des Landkreises und der Stadt Weiden sprach Stadtbrandrat Richard Schieder. „Eigentlich sollten wir nicht dem THW gratulieren, sondern der Bevölkerung“, sagte er. BRK-Kreisgeschäftsführer Sandro Galitzdörfer dankte für die gute Zusammenarbeit und erinnerte an die vom THW in den Seniorenheimen errichteten Infektionsschutzschleusen, welche während der Pandemie für zusätzlichen Schutz gesorgt hätten. In Vertretung des Landesverbandes Bayern sprach Silvia Gulden, Leiterin der Regionalstelle Hof. Sie überreichte eine Jubiläumsurkunde des Präsidenten und zeichnete Andreas Duschner mit dem Ehrenzeichen in Bronze aus. Stadtpfarrer Thomas Jeschner segnete den neuen Mehrzweckgerätewagen (MzGW) der Fachgruppe Notversorgung/Notinstandsetzung sowie dem neuen Kipper der Fachgruppe Räumen. 

Spende für den THW-Förderverein

Seit Mitte der 1990er Jahre wird kaum ein Einsatz bewältigt, bei welchem nicht auch Technik aus dem Bereich der örtlichen Gefahrenabwehr (öGA) die Arbeit erleichtert. Nachdem sich die Helfervereinigung mit einer kurzfristigen Neubeschaffung des zweiten Kippers mit Ladekran beschäftigen muss, wurde das Jubiläum auch als Gelegenheit für Spendenaufrufe genutzt. Diesem Aufruf folgten die Sparkasse Oberpfalz Nord mit ihrem Vorstandsvorsitzenden Hans-Jörg Schön sowie die Stadtbau Weiden GmbH mit ihrem Geschäftsführer Günther Kamm, welche beide jeweils einen Scheck in Höhe von 1.000 Euro überreichten. 

Ehrenzeichen in Bronze für Andreas Duschner

Der Ortsbeauftragte Andreas Duschner wurde im Rahmen des Festakts mit dem Ehrenzeichen in Bronze der Bundesanstalt Technisches Hilfswerks geehrt. Duschner trat am 15. Mai 2001 in die Jugendgruppe des Ortsverbandes ein und übernahm nach seiner Grundausbildungsprüfung schnell Verantwortung als Verwaltungsbeauftragter sowie Helfer des Zugtrupps. Mit bereits 25 Jahren übernahm er am 01.06.2011 die Führung des Ortsverbandes und ist inzwischen in der dritten Amtsperiode als Ortsbeauftragter für Weiden tätig. Die Absolvierung von Führungslehrgängen bis zum Zugführer, Stabs- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Tätigkeit als im Voraus benannter örtlicher Einsatzleiter für den Landkreis Neustadt an der Waldnaab runden sein Profil ab. Die Ehrung erhielt Duschner unter anderem für seinen Einsatz zur Modernisierung der Liegenschaften, der aktiven Tätigkeit als Fachberater der Stufen 1 bis 4, als Mitglied des Media Teams Bayern sowie aufgrund eines guten politischen Netzwerks. Darüber hinaus war er als Örtlicher Einsatzleiter für mehrere Wochen während der Pandemie im gemeinsamen Katastrophenschutzzentrum der kreisfreien Stadt Weiden sowie des Landkreises Neustadt/Waldnaab tätig. Als Sprecher des Regionalstellenbereichs Hof vertritt er ferner die Interessen von neun Ortsverbänden im Landesausschuss Bayern.

Weitere Impressionen