12.09.2018, von Andreas Duschner

Markt Floß vor dem 100-jährigen Hochwasser gerettet

Katastrophenschutzübung „Protective Sand“ fordert mehr als 140 Einsatzkräfte

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„Nach tagelangem Dauerregen droht dem Markt Floß ein hundertjähriges Hochwasser. Es müssen mehrere Menschen evakuiert, bedrohte Häuser geschützt und große Wassermassen gepumpt werden.“ So lautete das Szenario der realen Katastrophenschutz-Teilübung „Protective Sand“ im Landkreis Neustadt an der Waldnaab in der Nacht von Freitag auf Samstag. Mehr als 140 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Bayerischem Roten Kreuz (BRK) und dem Technischen Hilfswerk (THW) bewältigten die Lage mit menschlichen und technischen Knowhow. 

Das Szenario in Floß war Teil einer noch größeren Einsatzlage, welche im Katastrophenschutzzentrum Neuhaus durch die örtliche Einsatzleitung sowie die Führungsgruppe Katastrophenschutz geübt wurde. Während allerdings die anderen Einsatzorte in Luhe-Wildenau, Weiherhammer und Pressath nur ein Planspiel waren, wurde in Floß mit echter ehrenamtlicher Frauen- und Männer-Power gegen die angenommenen Fluten gekämpft. 

Realistische Bedingungen 

Die Einsatzkräfte wurden zunächst in einem temporären Bereitstellungsraum gesammelt und vom Zugtrupp des THW Nabburg unter der Leitung von Christian Grasser registriert. Die Einsatzabschnittsleitung im Feuerwehrgerätehaus Floß, welche von Felix Müller (Kommandant der Feuerwehr Floß) und Heiko Engelbrecht (Zugführer des THW Weiden) gebildet wurde, rief von dort aus die benötigten Einheiten in das Schadensgebiet ab. Wie im Ernstfall üblich, wurden mehrere Unterabschnitte gebildet.  

Im Bauhof wurde der Abschnitt „Sandsack-Füllung“ eingerichtet, wo die neue Sandsackfüllanlage des Landkreises Neustadt aufgebaut und betrieben wurde. Im Ortskern selbst wurden die Abschnitte „Pumpen“, „Stegebau“ und „Sandsack-Verbau“ eingerichtet, deren Leitung von verschiedenen Gruppenführern übernommen wurde. 

4.500 Sandsäcke, 5.000 Liter Pumpleistung pro Minute und 25.000 Watt Beleuchtung

Durch den Dauerregen wurde angenommen, dass die „Floß“ in der Nacht von Freitag auf Samstag auf jeden Fall die Meldestufe 3 bis 4 erreichen wird. Daher wurde versucht, kritische Bereiche mittels Sandsackwällen mit einer Höhe von mindestens 50 Zentimetern zu schützen. Insgesamt mussten bis Mitternacht 4.500 Sandsäcke gefüllt, transportiert und auf einer Länge von rund 40 Metern verbaut werden, was eine besonders schweißtreibende Arbeit war. Eine besondere Herausforderung stellte dabei auch die Logistik dar, weil durch die relativ enge Bebauung nicht alle Einsatzfahrzeuge gleichzeitig in den Schadensraum fahren konnten. Der Transport der gefüllten Gitterboxen wurde von drei THW-Fahrzeugen im Pendelverkehr bewerkstelligt. Die Beladung im Bauhof erfolgte mit kommunalen Fahrzeugen, während an der Einsatzstelle selbst die Entladung mit dem Radlader des THW Weiden erfolgte. Durch die zahlreichen Einsatzkräfte und engen Platzverhältnisse musste der Fahrer des Bergungsräumgerätes mit viel Geschick und Vorsicht vorgehen.

Für genügend Licht am Bauhof und im Ortskern wurden große Lichtmasten der Feuerwehr Störnstein und des Technischen Hilfswerks sowie mehrere Powermoon-Leuchtballone und LED-Großbeleuchtungsgeräte aufgebaut, sodass insgesamt rund 25.000 Watt Lichtleistung für tageshelles Licht an den Einsatz- und Arbeitsstellen sorgten. 

Über die örtliche Einsatzleitung in Neuhaus wurde unter Leitung von Sebastian Windschügl die fiktive Evakuierung der Bevölkerung geplant und gesteuert. Im Ernstfall wären mehrere Hundert Bürgerinnen und Bürger betroffen, welche mit Bussen in einer Notunterkunft untergebracht werden müssten. In einem weiteren Untereinsatzabschnitt baute die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen des Technischen Hilfswerks (THW) aus Nabburg eine „Hannibal“-Hochleistungspumpe auf, welche bis zu 5.000 Liter Wasser pro Minute befördern kann. Die Regulierung des Wasserstandes war erforderlich, damit weitere Feuerwehr- und THW-Kräfte einen behelfsmäßigen Übergang über das Bachbett mit einer Breite von 8,50 Metern errichten konnten. Dieser Steg, welcher mittels Einsatz-Gerüst-System (EGS) gebaut wurde, war notwendig, weil im Laufe der Nacht die Überspülung der Brücken im Ortskern angenommen wurde. 


Unterkunft und Verpflegung für die Einsatzkräfte

Insgesamt 21 Einsatzkräfte des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) kümmerten sich unter Leitung von Jürgen Göppl um die Einrichtung einer Notunterkunft für die eingesetzten Einsatzkräfte in der Mehrzweckhalle Floß. Dafür wurden 60 Feldbetten aufgebaut und ein Aufenthaltsraum eingerichtet. Außerdem bereiteten Sie ein schmackhaftes Abendessen zu und verbrachten es direkt in die jeweiligen Abschnitte. Ein umfangreiches Frühstücksbuffet am Samstagmorgen erleichterte den Start in den zweiten Übungstag. Für den Ernstfall stand außerdem noch ein Rettungswagen bereit, der zum Glück aber nicht benötigt wurde. 


Übungsziel gegen Mitternacht erreicht

Gegen Mitternacht wurde das Übungsziel erreicht – es konnten alle Sandsäcke planmäßig gefüllt und verbaut werden. Feuerwehr-Einsatzleiter Felix Müller zeigte sich begeistert, weil es bei der Lagebesprechung um 21:00 Uhr noch Bedenken bezüglich der Ziel-Erreichung gab. THW-Zugführer Heiko Engelbrecht war ebenfalls mit dem Ergebnis sehr zufrieden, weil auch der Hochwassersteg innerhalb von zwei Stunden fertiggestellt werden konnte und die Logistik immer schneller und besser wurde. Übungsbeobachter Andreas Duschner (Ortsbeauftragter des THW OV Weiden) resümierte eine hervorragende Teamleistung zwischen Feuerwehr, BRK und THW – in allen Unterabschnitten wurden Höchstleistungen erbracht. Das gemeinsame Statement der Übungsplaner lautete: Auch wenn wir an einigen Stellen Optimierungsbedarf festgestellt haben, waren wir von der schnellen Erreichung des Übungsziels positiv überrascht. Wir haben festgestellt:

„Wenn es läuft, dann läuft’s!“

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